Bild vom 1.2.2020

Wer sich dem spirituellen Weg verschrieben hat, ist darauf erpicht, sein Ego abzubauen. Man bemüht sich um ein Denken und Verhalten, das andere Lebewesen sowie die Umwelt nicht schädigt und versucht zu helfen, soweit es die eigenen Kräfte zulassen. Doch nur schon diese Bestrebungen sind eine höchst verzwickte Angelegenheit. Man möchte meinen, sie sollten einen direkt zum erwünschten Ziel führen. Wenn man Pech hat, ist das Gegenteil der Fall und es entstehen selbstgerechte, besserwisserische Wesen, deren Ego in voller Blüte erstrahlt. Ich für meinen Teil muss zugeben, dass es eine Zeit in meiner spirituellen Entwicklung gab, wo es mir wirklich wichtig war, mehr zu wissen und weiter zu sein als alle anderen.

Ich war recht überzeugt von mir selbst. Zum Glück bin ich realistisch und kritisch genug, so dass mein Hitzkopf durch das Leben allmählich abgekühlt wurde. Unter anderem öffneten mir folgende Umstände die Augen:

Solange ich auf der Erde weile, bin ich an meine Körperlichkeit gebunden und muss sie in mein Wirken mit einbeziehen. Somit bin ich mit Grenzen konfrontiert. So sehr ich auch für das Gesamtwohl da sein möchte, muss ich gleichzeitig für mein eigenes Wohl sorgen. Das beschert Konflikte: wieviel meiner Kräfte setze ich zugunsten anderer ein, wieviel für mich selbst?

Ich persönlich erkannte lange Zeit nicht, dass ich Raubbau mit meinen Kräften trieb. Als mir dies klar wurde, musste ich allmählich lernen, wo meine Grenzen liegen. Während dieses Prozesses wurde mir zu meinem Leidwesen langsam bewusst, dass meine „aufopfernde Hilfe“ nicht etwa Ausdruck universeller Liebe war, sondern eher Ausdruck meines Egos. Folgende „Spielchen“ waren u.a. wirksam:

  1. Ich wollte geliebt werden. Indem ich mich für andere einsetzte, war ich mir deren Zuneigung gewiss (das Ego hat immer Angst, nicht genug zu bekommen).
  2. Ich verstand die Gründe nicht, weshalb andere in dieser Form litten. Folglich konnte ich mich innerlich zu wenig distanzieren und liess mich zu kurzsichtigen Handlungsweisen hinreissen. Damit vergeudete ich Energie, ohne eine wirkliche Verbesserung für irgendjemanden zu bewirken. Ich glaubte zwar, etwas Gutes zu tun, tat es aber leider nicht wirklich. In meinem Irrtum verfangen fühlte ich mich erhaben und als bessere Person. Mein Ego war befriedigt.
  3. Ich übernahm Werte und Verhaltensweisen von Bezugspersonen, weil mir diese Menschen wichtig waren und ich sie liebte. So half ich tüchtig mit, eine Gemeinschaft zu pflegen und beteiligte mich an „Spielchen“ wie „andere abwerten“, „Leistung überbewerten“, „andere schwächen mittels Liebesentzug“, „die Bedürfnisse des anderen über die eigenen stellen und bevorzugt abdecken“ und anderes mehr. Erst relativ spät erkannte ich: Im Grunde genommen half ich, eine Gemeinschaft aufrecht zu erhalten, in der jeder sein Ego pflegte (jeder „erkämpfte“ sich, was er zu brauchen meinte).

Vielleicht kommen dir, liebe Leserin, lieber Leser, aufgrund dieser Beispiele noch weitere Situationen in den Sinn, wo man stolpern kann. Sich in den universellen Dienst zu stellen heisst, dann im Einsatz zu stehen, wenn es aus universeller Sicht auch Sinn macht. Wie dies im Detail aussieht, ist nicht immer einfach zu verstehen. Und damit wären wir beim Thema des aktuellen Bildes angelangt.

Dieses Bild erinnert mit seinen Farben an das vorangehende und knüpft auch an dieses an. Du erinnerst dich: Grün und Rosa sind die Herzfarben, Blau steht für das Wissen. Diesmal steht das Wissen im Zentrum. Dennoch ist der Anteil von Blau relativ klein, während die Herzfarben das Bild dominieren. Dies hat folgenden Grund:

Beim letzten Bild symbolisierte das Blau das grosse Grundwissen, das uns in Form des „Bauch-„ respektive „Herzgefühls“ zugänglich ist. In diesem Bild ist es genau umgekehrt. Wenn du nachdenkst, kannst du deinen Bauch bzw. dein Herz quasi mitdenken lassen. Das heisst, dass du jeden Gedanken mit deinen Gefühlen abgleichen kannst. Dann spürst du, ob der Gedanke deiner inneren Wahrheit entspricht.

Wie ich dies beim letzten Bild erläuterte, ist dein inneres Wissen vorwiegend das Ergebnis von Erfahrungen aus vergangenen Inkarnationen. Alles ist in dir gespeichert und dient dir heute dafür, optimale Entscheidungen zu treffen.

Im Prinzip funktioniert das Ganze wie ein grosser Computer. Er ist gefüttert mit all deinen Erfahrungen und Lerninhalten. Sobald du auf diese zurückgreifen willst, musst du in den Computer eingeben, was du von ihm wünschst. Er wird dir dann entsprechende Resultate schicken. Dies funktioniert allerdings nur, wenn du gelernt hast, mit deinem Computer umzugehen. Das bedeutet: du musst Zugang zu deiner Seelenebene haben und fähig sein, deine Aufmerksamkeit nach innen zu richten. Zudem musst du deine Gedanken so lange zur Ruhe bringen können, dass du während dieser Zeit mit deiner Seelenebene kommunizieren kannst. Wenn dies nicht möglich ist, wirst du die Antworten nicht wahrnehmen, die du zugespielt bekommst. Das Ganze braucht Übung, denn

  • du musst in einen Dialog mit deiner Seele kommen. Zudem musst du erkennen,
  • auf welchem Weg sie dir Antworten schickt,
  • ob du diese Antworten jeweils richtig verstehst und vieles mehr.

Das ist einer der Gründe, weshalb ich dich immer wieder auffordere, die Übungen regelmässig zu machen, die zu diesen Bildern gehören. Sie helfen dir, diesen Kontakt auszubauen.

Um im Sinn der universellen Liebe zu handeln, braucht es enorm viel Wissen. Dieses kann man nur teilweise den Büchern entnehmen. Viel wichtiger ist die bewusste Auseinandersetzung mit dem Leben selbst und die regelmässige Einkehr (z.B. Meditation), damit die Erfahrungen verarbeitet werden und zu noch tieferen Einsichten führen können. Damit wird der innere Computer mit weiterem wertvollem Wissen gefüttert. Das hilft, schwierige Situationen gedanklich zu durchdringen und die bestmögliche Antwort zu finden. So reifen wir nach und nach heran. Sei dir im Klaren: nur ein Mensch, der sich bewusst ist, dass er erst angekommen ist, wenn er gar nicht mehr das Bedürfnis hat, irgendwo ankommen zu müssen, ist egofrei. Sobald du also stolz auf dich bist, weil du ein angestrebtes Ziel erreicht hast, ist dies möglicherweise für einen Moment sinnvoll (Fortschritte dürfen gewürdigt werden). Aber dann lass das Gefühl gleich wieder los. Mit Sicherheit gibt es noch viel zu tun. Auch dass du schon viel weisst, hingebungsvoll bist, alle Wesen auf dieser Erde liebst, spirituell fortgeschritten bist und vieles mehr, glaube ich dir ja gerne. Aber bist du sicher, dass du schon „eine hohe Stufe erreicht hast“? Kannst du dies mit deinem kleinen menschlichen Geist überhaupt ermessen? Sei kritisch und streng mit dir selbst! Ego zu entlarven ist trickreich!

Nun zur Arbeit mit dem Bild:

Die untenstehende Übung soll dir helfen, mit deinem inneren Computer in einen guten Kontakt zu kommen und ihn besser nutzen zu lernen. Dies ist quasi eine Basisübung. Zusätzlich darfst du dich gerne mit dem Thema selbst auseinandersetzen, indem du den Text mehrmals und/oder sehr gründlich liest und dir immer mal wieder überlegst, wann und wo dir dein Ego einen Streich gespielt hat bzw. wo du nicht sicher bist, welche Form des Handelns Ego beinhaltet und welche nicht (manchmal ist es nicht einfach, dies zu beurteilen).

Nun also zur Übung:

Nimm dir einen Moment Zeit und setz dich bequem hin. Betrachte das Bild und lass es eine Weile auf dich wirken. Schliesse nun die Augen und vergegenwärtige dir das Bild. Wie schon beim letzten Mal platziere das Bild in deinem Körper. Achte dabei darauf, wo sich die blaue „Blume“ im Körper befindet. Halte den Zustand eine Weile, wobei du vor allem darauf achten solltest, dass die blaue „Blume“ an Ort bleibt. Während du das Bild in dir aufrecht hältst, kann es sich verändern. Dann nimm diese Veränderung zur Kenntnis und folge ihr, bis sie zur Ruhe kommt. Sobald du den Eindruck hast, jetzt werde es still in dir, bleibe noch eine Weile so sitzen. Dann bedanke dich und schliesse die Meditation ab.

Mach diese Übung dreimal pro Woche. Zwischendurch kannst du das Bild immer wieder betrachten und so die unterbewussten Schichten anregen, am Prozess weiter zu arbeiten.

Das nächste Bild erscheint am 7.3.2020.